Kaltherzige Haltung

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Leserbrief NW 16.10.2013

zur Berichterstattung über die Sitzung des Bildungs- und Schulausschusses vom 8.10.2013, zum Thema Schulsozialarbeit in der NW am 10.10.2013

Als Bürger Blankenhagens, als Lehrer mit pädagogischer Erfahrung und als mitfühlender Politiker liegt mir die Grundschule Blankenhagen sehr am Herzen.

Mit ungläubigem Erstaunen allerdings musste ich am Dienstag als Zuhörer der Sitzung des Bildungs- und Schulausschusses feststellen, mit welcher Unbekümmertheit hier aus fadenscheinigen Gründen die Weiterführung der Schulsozialarbeit an den sechs ausgewählten Grundschulen der Stadt in Frage gestellt worden ist.

In diesem Gremium sollen ja auch Lehrer sitzen. Wie konnten diese und andere erfahrene Erwachsene so verantwortungslos argumentieren und die Ratschläge der Schulverwaltung an sich abprallen lassen, dass jede Form der Hilfeleistung im Schulbetrieb nicht nur willkommen, sondern sogar überlebensnotwendig ist.
Und das nicht nur für jedes einzelne Kind, sondern auch für alle in der Schule Arbeitenden.

Krankenhäuser gibt es mittlerweile als Selbstverständlichkeit, Fachärzte ebenso, weil Spezialisierung als Notwendigkeit erkannt worden ist.
Schule darf das nicht haben? Unsere sich ständig verändernde Gesellschaft bedarf ebenso der Spezialisten und der Spezialisierung. Wir brauchen diese besonders ausgebildeten Fachkräfte, die sich der von uns allen geschaffenen und zu verantwortenden gesellschaftlichen Probleme annehmen können um sie zu lösen.
Genau diese Lösungsansätze wurden hier verweigert.

Kann man glauben, dass hier nur finanzielle Erwägungen vorgeschoben werden, oder darf man annehmen, dass in gutbürgerlichen Kreisen  pädagogische Probleme einfach nicht vorkommen? Wie will man erst mit Inklusion umgehen, wenn diese einfacheren Schritte der Grundschulsozialarbeit schon nicht gegangen werden?

Den Äußerungen der Plattform+ war jedenfalls zu entnehmen, dass sie nicht bereit sind zu helfen, wo Hilfe notwendig ist. Das kann nur das völlige Unverständnis der Schulleiterinnen und Schulleiter hervorrufen, die mit Sicherheit auch an ihre Kolleginnen und Kollegen denken, die die kaum zu lösenden Aufgaben zu bewältigen haben.  Muss man Lehrerinnen und Lehrer so quälen? Muss man volkswirtschaftlichen Totalschaden herbeiführen durch Sparmaßnahmen, die immer größere Bevölkerungsteile unglücklich machen und nur ganz wenige immer reicher? Hier zeigt sich die Gerechtigkeitslücke an praktischen Beispielen.

Ich kann nur hoffen, dass der Schachzug, die drohende Abstimmungsniederlage durch Vertagung hinauszuzögern, dazu führt, dass die kaltherzige und pädagogisch unverantwortliche Haltung der Finanzierungsverweigerer sich noch ändern lässt.

Ludger Klein-Ridder
Hofbrede 5 B
Blankenhagen